Von Kirchen und Pferden

Johannes Wischmeyer, „Wir haben verstanden – Wie die evangelische Kirche wieder missionarischer wird“

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article248677702/KMU-Studie-Wie-die-evangelische-Kirche-wieder-missionarischer-wird.html

„Ja, die Kirchen müssen vor allem den Glauben gut vermitteln, um gegenzusteuern. Aber das können sie eben nur, wenn sie sich auch an politischen Erwartungen der Gesellschaft anpassen.“

Dieser Text erinnert mich an das berühmte Zitat, das Henry Ford zugeschrieben wird: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt ’schnellere Pferde'“.

Der Autor verweist darauf, dass die meisten Befragten der Meinung sind, die Kirchen entwickeln sich inhaltlich in die richtige Richtung. Daraus kommt er zum Fazit, dass die Kirche diese inhaltliche Entwicklung weiterführen muss + etwas mehr Rückbesinnung darauf, dass sie ja irgendwie „christlich“ ist.

Ich bin da skeptisch. Ich zweifle daran, dass die Menschen, die diese Antwort gegeben haben, irgendwann mal überzeugte und engagierte Kirchgänger werden, nur weil die Kirche sich weiter im gesellschaftlichen Strom vorwärtsbewegt.

Denn was sollen die befragten Menschen, die augenscheinlich diese inhaltlichen Positionen selbst teilen, denn sonst antworten? Etwa: „Ach wissen Sie, ich würde mir wünschen, dass die Kirche sich mehr gegen den gesellschaftlichen Strom stellen würde und mehr rückwärtsgewandt wäre und weniger das vertreten würde, wovon ich überzeugt bin …“?? Natürlich wünschen sich die Menschen, dass die Kirche stärker die Positionen übernimmt, die sie selbst bereits teilen.

Das sagt aber gar nichts darüber aus, dass die Kirche dadurch durch-säkularisierte Menschen irgendwie für sich gewinnen würde. Sie stirbt auf diesem Weg nur halt langsamer. Denn natürlich würden sich noch viel mehr Menschen viel schneller von der Kirche abwenden, wenn sie sich plötzlich auf ihren Auftrag besinnen würde, das Evangelium von Jesus zu verkündigen.

Aber ob es nun 10 oder 50 Jahre dauert: Am Ende wird die Kirche so oder nur ein Schatten ihrer selbst sein, weil die Zeit der Volkskirchen zu Ende geht.

Gedanken über Asbury

„Erweckung in Asbury“ – diese Schlagzeilen sind durch die christliche Medienwelt in den letzten Wochen gegangen.

Ich gebe ehrlich zu: Meine ersten Gedanken waren sehr skeptisch: „Wird da wieder was gepuscht? Entsteht da ein neuer charismatischer Hype?“ Je mehr ich aber aus Asbury mitbekommen habe, umso interessierter wurde ich. Das klang doch etwas anders, als man es von anderen „Aufbrüchen“ mitbekommen hat. Vor allem die Artikel bei „Christianity Today“ über Asbury fand ich sehr aufschlussreich:

‘No Celebrities Except Jesus’: How Asbury Protected the Revival

Asbury Professor: We’re Witnessing a ‘Surprising Work of God’

Ich bin Pastor einer lebendigen Baptisten-Gemeinde im Norden Deutschlands. Asbury ist weit weg. Gleichzeitig gibt es auch bei uns immer wieder den Wunsch danach, dass Gott unsere Gemeinde bewegt und dass er einen geistlichen Aufbruch schenkt. Mich bewegte der Gedanke, wie ich damit umgehen sollte, wenn bei uns die Frage aufkommen würde, ob wir nicht etwas ähnliches auch bei uns in Bewegung setzen sollten.

Das hier ist „work in progress“ und der Versuch, einige Lektionen aus Asbury aus der Fern-Beobachtung mitzunehmen:

1. Geistliche Aufbrüche sind real

Gott ist überall und sein Geist kann überall wirken. Aber Gott wirkt nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit auf die gleiche Weise. Es gab und gibt Zeiten und Orte, wo die Gegenwart Gottes intensiver erlebt werden kann, als an anderen Stellen und Zeitpunkten. Das intensive, gemeinschaftliche Wirken Gottes zu einem bestimmten Zeitpunkt hat bereits die Urgemeinde in Apg 4,31 erlebt. Durch die Kirchengeschichte hindurch gab es immer wieder geistliche Aufbrüche, die teilweise große kirchliche oder sogar gesellschaftliche Umbrüche nach sich zogen.

2. Geistliche Aufbrüche sind nicht planbar

Was mich besonders aufhorchen ließ bei der Geschichte über Asbury, war die Situation, die das ganze faktisch in Bewegung gesetzt hat. Zack Meerkreebs, ein Hilfstrainer einer Fußballmannschaft und gleichzeitig Mitarbeiter einer Missionsgesellschaft, predigte über Römer 12. Er war so unzufrieden über seine Predigt, dass er seiner Frau nach der Andacht getextet hat: „Wieder ein Reinfall. Ich bin gleich zu Hause.“ Keiner in Asbury hatte einen „Revival“-Feldzug geplant. Da war kein charismatischer Redner, der die Menge aufpeitschen wollte. Bis zum Ende der Schul-Andachtszeit vermittelte nichts den Anschein, dass hier etwas geschehen wird, was später Schlagzeilen machen wird. „Der Geist weht wo er will“ sagte Jesus zu Nikodemus.

3. Geistliche Aufbrüche sind nicht kopierbar

Weil geistliche Aufbrüche nicht geplant werden können, kann man sie nicht einfach kopieren und an einem anderen Ort herbeiführen. Wir brauchen keine „Asbury Nights“, keinen „Asbury Plan“, keine „Asbury Strategie“ oder irgend etwas ähnliches. Wir können dankbar sein für das, was diese Menschen in Asbury erleben. Ich wünsche ihnen von Herzen eine tiefe Begegnung mit der belebenden und heilenden Kraft Gottes. Ich wünsche mir von Herzen, dass dieses bewegten Menschen wieder andere Menschen bewegen und so die Liebe Gottes größere Kreise ziehen kann. Und es ist auch gut, wenn Menschen die Sehnsucht haben, so etwas auch zu erleben. Aber keine Methode und Strategie dieser Welt wird dieses besonderen Moment herbeiführen können.

Das bedeutet nicht, dass wir nichts tun können. Wir sollen und dürfen unsere Sehnsüchte zu Gott bringen. Wir dürfen uns auf ihn ausrichten, auf sein Wort hören, seine Nähe suchen, vor allem auch in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Wir dürfen offen dafür sein, dass Gott auf eine unerwartete Weise in unserem Leben wirkt. Aber erzwingen können wir solche Augenblicke nicht.

4. Geistliche Aufbrüche sind kein Selbstzweck

Das andere, was mir beim Lesen der Berichte imponiert hat, war der feinfühlige Umgang der Universitäts-Leitung mit diesem besonderen Augenblick. Sie haben alles dafür getan, damit möglichst viele Menschen diese Erfahrung teilen konnten, ohne dass jemand dieses Ereignis für sich kapern sollte. Dafür haben sie manchmal auch bewusst eingegriffen und verhindert, dass einzelne Personen zu viel Raum eingenommen haben, ohne dabei das Wirken Gottes zu blockieren. Die Versuchung ist groß, die Aufmerksamkeit, die durch so ein Ereignis entsteht, für sich selbst und die eigenen Anliegen zu nutzen. Aber ein Aufbruch kann nur dort entstehen, wo Menschen von sich selbst wegschauen und sich ganz auf Gott ausrichten. Geistliche Aufbrüche sind kein Selbstzweck und kein Ort für Selbstdarstellung.

📚 Traichel „Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform“

Disclaimer: Ich habe dem Autor beim Korrekturlesen anhand eines Vorabdrucks geholfen. Das hat keinen Einfluss auf meine Rezension.


Homosexualität – das ist so ein Thema, bei dem progressive und konservative Christen wahrscheinlich den gleichen Gedanken haben, wenn auch aus sehr verschiedenen Motiven: „Nicht das schon wieder …“. Für progressive Christen ist das Thema faktisch bereits erledigt, weil die gesellschaftliche Entwicklung sich auch mehr und mehr in Kirchen und Gemeinden niederschlägt. Und für konservative Christen entsteht u.U. ein Gefühl der Frustration, weil man mit dem Eindruck zurechtkommen muss, sich dauernd dafür rechtfertigen zu müssen scheinbar auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.
Aber auch wenn das Thema in der (deutschen) Gesellschaft spätestens seit der „Ehe für alle“ durch ist, ist die Diskussion darüber in vielen Freikirchen immer noch in vollem Gange.


In diese Gemengelage hinein hat Johannes Traichel 2022 sein Buch „Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform“ veröffentlicht. Es ist 300 Seiten stark und erscheint im Jota Verlag.
Was der Titel schon erahnen lässt, bestätigt der Autor dann im Vorwort selbst: Hier schreibt jemand aus einer innerevangelikalen Binnenperspektive. Johannes Traichel ist Pastor im Bund der Freien evangelischen Gemeinden. Positiv anzumerken ist, dass der Autor seine eigenen Vorverständnisse und die eigene Prägung von Anfang an offenlegt. Zugleich erhebt der Autor den Anspruch, dass das Buch dieses Thema „sachlich und ergebnissoffen“ (12) betrachten möchte. Auf der anderen Seite stellt er heraus, dass er „der Botschaft Gottes und seiner Liebe zu allen Menschen (gerade auch zu denen, die homosexuell empfinden) gerecht …“ werden will (12).


Das Buch ist in sieben Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel „Evangelikale und Homosexualität“ umreißt der Autor die aktuelle Debatte im evangelikalen Kontext. Dabei erörtert er an dieser Stelle auch grundsätzliche Einleitungsfragen, wie unter 1.3 „Grundsätzliches zur Homosexualität“.

Kapitel 2 widmet sich den biblischen Texten, die für dieses Thema relevant sind. Dabei setzt Traichel die Schöpfungsgeschichte als „Grundlagendokument“ für Fragen der menschlichen Sexualität voraus (48). Als Ergebnis hält Traichel fest: Die Sodom Episode (Gen 19; par 2. Petr 2,6-7 / Jud 1,7) trägt als Vergewaltigungsgeschichte nichts fruchtbares zur Diskussion über einvernehmliche Homosexualität bei. Für die Passagen Lev 18,22 & 20,13 argumentiert er nachvollziehbar, dass sich diese nicht auf eine bestimmte Form von homosexuellen Handlungen begrenzen lassen können. In diesem Sinne legt Traichel auch die neutestamentlichen Stellen aus. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang der Exkurs über „Sex in der Umwelt des Neuen Testaments“. Der exegetische Befund ist für Traichel eindeutig und in der Konsequenz für ihn unstrittig (120). Darüber, welche Schlussfolgerungen man daraus für die gegenwärtige ethische Praxis zieht, gäbe es aber ganz verschiedene Ansätze (121).

Diese diskutiert Traichel in Kapitel 3 „Ethik, Bibel und Zeitgeist“. Dort formuliert Traichel zunächst einige grundlegende Gedanken zur Ethik, bevor er sich diesem Thema aus alt- und neutestamentlicher Sicht annähert. Er bündelt diese Untersuchung im Abschnitt „Grundzüge biblischer Sexual- und Eheethik“. Anschließend geht Traichel auf einige Fragen ein, die immer wieder in der ethischen Betrachtung der Homosexualität aufgeworfen werden.

In Kapitel 4 beschreibt Traichel seine Vorstellung der „Kulturreform“, die er bereits im Untertitel erwähnt. Er leitet das Kapitel mit einem Interview mit einem Pastor ein, der aus seiner praktischen Erfahrung im Umgang mit homosexuellen Menschen berichtet. Dieses Interview ist sehr wertvoll, weil es die Theorie in der Praxis verankert.


In Kapitel 5 versucht Traichel Wege zu zeichnen, wie die christliche Gemeinde mit diesem ethischen Spannungsfeld umgehen kann. Dabei betont er, dass man im Dialog respektvoll umgehen soll; gleichzeitig plädiert er dafür, dass Gemeinden in der wichtigen Frage der Sexualethik an den überlieferten biblischen Überzeugungen festhalten sollen. Das Buch endet mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem persönlichen Ausblick des Autors, der seine Wünsche für die weitere Entwicklung wiedergibt.

Wie anfangs erwähnt, ist dieses Thema emotional hoch aufgeladen. Die Argumente der verschiedenen Seiten liegen schon länger auf dem Tisch und sind bekannt. Auch Traichels Buch präsentiert objektiv betrachtet keine neuen Erkenntnisse. Was Traichel mit diesem Buch aber liefert, ist eine gründliche und trotzdem kompakte Behandlung der wichtigsten Bibelstellen und Fragen zu diesem Thema aus konservativer Sicht. Traichel gibt dabei die Argumente der anderen Seite fair und sachlich wieder und ist um einen fairen Dialog bemüht. Positiv anzumerken ist, dass es Traichel nicht bloß darum geht, sachlich recht zu behalten. Man spürt dem Buch ab, dass Traichel sowohl von dem Wunsch getrieben ist, dem biblischen Befund – wie er ihn versteht – treu zu sein, als auch dem homosexuell empfindenden Menschen in seiner besonderen Situation seelsorgerlich gerecht zu werden.
Eine Schwäche des Buchs ist es, dass es sprachlich nicht immer flüssig geschrieben ist und dadurch der Lesefluss manchmal ins Stocken gerät.
Das ändert aber nichts daran, dass das Buch eine wichtige Bereicherung und Hilfe für den interessierten Leser sein kann, egal welchen Standpunkt man bei diesem Thema einnimmt.

Eine Predigt über Joh 1,9-14 (ChatGPT)

Das Folgende ist eine „Predigt“, die das Programm ChatGPT auf der Grundlage von Johannes 1,9-14 erstellt hat.


Liebe Gemeinde,

heute möchte ich über Jesus und seine Ankunft in die Welt sprechen, wie sie in Johannes 1,9-14 beschrieben wird. In diesen Versen heißt es, dass Jesus „das wahre Licht“ ist, das in die Welt kommt und jeden Menschen erleuchtet. Er war in der Welt, aber die Welt erkannte ihn nicht. Trotzdem gab er denen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, das Recht, Kinder Gottes zu werden.

Wer ist also Jesus? Jesus ist der Sohn Gottes, der in Menschengestalt in die Welt gekommen ist. Er ist der Erlöser, der die Menschen von ihren Sünden befreit und ihnen den Weg zu einem besseren Leben eröffnet. Jesus ist auch das Licht, das in die Welt kommt und den Menschen Weisheit und Erkenntnis vermittelt.

Aber warum ist Jesus in die Welt gekommen? Die Bibel lehrt, dass die Menschen von Natur aus von Sünde betroffen sind und somit von Gott getrennt sind. Die Sünde trennt uns von Gott und verhindert, dass wir eine enge Beziehung zu ihm haben. Jesus ist in die Welt gekommen, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und ihnen den Weg zu einer engeren Beziehung zu Gott zu eröffnen. Er ist der Brückenbauer, der uns mit Gott vereint.

Aber was bedeutet das für uns? Was bedeutet es, dass Jesus in die Welt gekommen ist und uns die Möglichkeit gibt, Kinder Gottes zu werden? Es bedeutet, dass wir die Chance haben, unsere Sünden zu bekennen und um Vergebung zu bitten. Es bedeutet, dass wir uns für Jesus entscheiden und an ihn glauben können. Es bedeutet, dass wir eine enge Beziehung zu Gott haben können und dass wir teilhaben können an seiner Gnade und seinem Segen.

Aber wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass nicht alle Menschen Jesus aufnehmen werden. Johannes 1,11 sagt, dass Jesus „in das Seine“ kam, aber von den Seinen nicht aufgenommen wurde. Das bedeutet, dass es Menschen geben wird, die Jesus ablehnen und sich gegen ihn entscheiden. Aber für uns gibt es die Möglichkeit, Jesus anzunehmen und ihm zu folgen.

Liebe Gemeinde, ich hoffe, dass diese Predigt einige Antworten auf die Frage gegeben hat, wer Jesus ist und warum er in die Welt gekommen ist. Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass es noch viele weitere Aussagen in der Bibel gibt, die sich auf Jesus‘ Rolle als Erlöser beziehen. Ich lade euch daher ein, weiter in der Bibel zu lesen und mehr über Jesus und seine Bedeutung für unsere Lives zu erfahren.

Und vor allem möchte ich euch dazu einladen, Jesus selbst kennenzulernen. Ihn anzunehmen und ihm zu folgen, ist der wichtigste Entscheidung, den wir in unserem Leben treffen können. Es ist der Schritt, der uns ermöglicht, Kinder Gottes zu werden und eine enge Beziehung zu ihm zu haben. Ich lade euch daher ein, eure Sünden zu bekennen und um Vergebung zu bitten. Ich lade euch ein, eure Herzen für Jesus zu öffnen und ihm zu folgen.

Liebe Gemeinde, ich hoffe, dass diese Predigt euch geholfen hat, mehr über Jesus und seine Ankunft in die Welt zu erfahren. Ich bete darum, dass ihr die Möglichkeit habt, Jesus kennenzulernen und ihm zu folgen. Möge Gott euch seinen Segen und seine Gnade schenken, während ihr auf diesem Weg geht. Amen.

🇩🇪 KI und die Zukunft von Forschung und Lehre

Künstliche Intelligenz (KI) ist wieder in den Nachrichten. Wie jeder Technologietrend hat auch dieser seinen eigenen Nachrichtenzyklus, in dem er aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verschwinden scheint, um dann mit voller Wucht wieder aufzutauchen, weil ein neuer Durchbruch gelungen ist.

Vor ein paar Wochen war meine Twitter-Timeline voll von Bildern, die von KI-Websites und Anwendungen wie Dall-E oder Stable Diffusion erstellt wurden. Sie eröffneten einen völlig neuen Ansatz für die Bilderstellung. Man braucht nur ein paar Worte einzugeben, z. B. „Male eine Katze mit einem Hut im Stil von Picasso“, und die Software erstellt ein einzelnes Bild oder manchmal auch mehrere Bilder, die vermutlich der Beschreibung entsprechen. Und es funktioniert – mehr oder weniger. Manchmal ist das Ergebnis Müll, manchmal ist es aber auch unglaublich und umwerfend.

Erstellt mit Stable Diffusion

Vor ein paar Tagen begann man, über ChatGPT zu sprechen. Dieses Projekt begann 2018; die dritte Iteration dieser Idee, GPT 3, wurde im Jahr 2020 veröffentlicht. Der nächste Schritt wurde mit der Freischaltung von ChatGPT im Dezember 2022 gemacht.

GPT ist ein Projekt zur Generierung englischsprachiger Texte durch KI. Es verwendet keine vorgefertigten Textfragmente, sondern das Programm wurde durch das Crawlen großer Datenbanken mit Texten aus dem Internet trainiert.

ChatGPT ist eine Chatbot-Schnittstelle zu GPT 3, die es dem Benutzer ermöglicht, Fragen zu stellen und mit dem Bot durch Folgefragen und Zwei-Wege-Kommunikation zu interagieren. Der Bot „merkt“ sich die vorangegangenen Fragen und Themen in den Unterhaltungen und kann diese in sein eigenes Verständnis der Fragen des Nutzers und die Bildung seiner eigenen Antworten einbeziehen.

Es ist faszinierend, mit diesem System herumzuspielen. Einige Ergebnisse können komisch und entsetzlich sein. Dies scheint der Fall zu sein, wenn nicht genügend Quellenmaterial vorhanden ist, damit das System eine zuverlässige Antwort geben kann.

In anderen Fällen sind die Antworten punktgenau und erhellend. Es kann Ihnen Definitionen und Zusammenfassungen zu Themen präsentieren, die wirklich hilfreich sind. 

Ich habe GPT benutzt, um die religiösen Entwicklungen in der Periode zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zusammenzufassen. Ein anderes Mal habe ich es benutzt, um die Hermeneutik zu definieren und zu erklären, wie sie sich von der Exegese unterscheidet. 

Die Antworten, die ich erhielt, waren gut genug, um sie ohne Änderungen für eine Vorlesung zu verwenden.

Das System ist natürlich noch lange nicht perfekt. Aber es zeigt, welches Potenzial in der Text- oder Bilderzeugung durch KI steckt. Und das eröffnet eine Reihe von interessanten Fragen.

Ich möchte zwei verschiedene Überlegungen dazu anstellen, was dies mittel- und langfristig bedeuten könnte. Zu Beginn muss ich eine Einschränkung machen: Ich bin kein Experte für KI-Technologie. Daher sind diese Gedanken natürlich mit Vorsicht zu genießen. 

KI und die Zukunft der Forschung

KI kann völlig neue Wege in der Forschung eröffnen. Ich habe darüber im Zusammenhang mit Software für das Bibelstudium nachgedacht. Dies könnte in der Tat ein völlig neuer Ansatz für die Nutzung digitaler Wörterbücher sein. Ich habe eine Sammlung von akademischen Wörterbüchern in meiner Accordance-Sammlung. Wenn ich mir einen Überblick über ein Thema verschaffen will, muss ich Suchanfragen – z.B. zu „Second Temple“ – in all diesen Büchern stellen, in der Hoffnung, dass ich alle Informationen finde, die ich brauche. 

Anschließend muss ich alle Ergebnisse durchgehen und alle relevanten Informationen Buch für Buch zusammenstellen.

In Wörterbüchern in Accordance nach Inhalten suchen

Ein völlig anderer Ansatz wäre es, so etwas wie chatGPT direkt in Accordance oder Logos als eine Art Forschungsassistent einzubinden. Ich würde dann nicht die verschiedenen Wörterbücher kaufen, sondern den Zugang zur KI-Datenbank als Abonnement. Diese Datenbank wird vom Anbieter daraufhin überprüft, ob sie zuverlässige Informationen enthält. Dann würde ich dem Bot Fragen zu bestimmten Themen stellen und die mir vorgelegten Ergebnisse weiterverfolgen, um bei Bedarf tiefer zu graben. Wenn ich für eine wissenschaftliche Arbeit Artikel oder Bücher zitieren muss, würde mich der Bot auf empfohlene Bücher oder Artikel verweisen, die z. B. für die Erstellung des Inhalts der Datenbank verwendet wurden. 

Und da es sich nicht nur um eine einfache Suchanfrage, sondern um einen echten KI-Bot handelt, könnte ich mit der KI interagieren, im Chat Ideen entwickeln und diese Ideen mit der verfügbaren Datenbank abgleichen. Das könnte einem helfen, die eigenen Ideen abzusichern, bevor man sie veröffentlicht.

Christoph Heilig veröffentlichte einen Twitter-Thread über eine „Konversation“ mit ChatGPT über die narrative Struktur von Römer und Galater mit einigen faszinierenden Ergebnissen.

Wir fangen gerade erst mit dieser Art von Interaktion an und es ist bereits unglaublich. Zukünftige Versionen werden nur noch besser werden und völlig neue Wege der Forschung eröffnen.

KI und die Zukunft der Lehre

Robert Lepenies, Universitätspräsident und Professor an der Karlshochschule, veröffentlichte einen weiteren Twitter-Thread darüber, wie KI die Zukunft des Lernens und Studierens an Universitäten beeinflussen könnte. 

Wenn Studenten mit Hilfe von KI Hausaufgaben und Referate schreiben, die nicht mehr von denen eines Menschen zu unterscheiden sind, stellt dies die Bildung vor völlig neue Herausforderungen. Was wäre der Zweck von Hausaufgaben, die jeder Student mit Hilfe von KI-Bots erledigt? Und da alle diese Arbeiten spontan erstellt werden und es sich nicht um bereits veröffentlichte Texte handelt, werden sie auch nicht durch die derzeit verwendete Plagiatssoftware gefunden. 

Das würde völlig neue Ansätze dafür erfordern, wie Bildung funktioniert und wie man Lernerfolge misst.

Diese Zukunft ist noch nicht da, aber sie ist auch nicht mehr weit entfernt. Und die Bildungseinrichtungen werden sich auf diese Veränderungen einstellen müssen, denn die Geschichte zeigt, dass ihre Schüler zu den ersten gehören werden, die das Potenzial der neuen Technologie entdecken.

Dieser Text wurde übrigens auch von einer KI übersetzt – mit nur wenigen manuellen Korrekturen -, die einen Ausblick auf die Zukunft des Übersetzens ermöglicht: http://www.DeepL.com/Translator