Sehr oft wird behauptet, dass Wissenschaft das Wirken eines Schöpfers methodisch ausblenden müsse, auch in Fragen des Ursprungs und der erstmaligen Entstehung. Das beruht aber auf einem folgenschweren Denkfehler: Zwar sind naturwissenschaftliche Erklärungen auf naturwissenschaftlich zugängliche Faktoren (d.h. Gesetzmäßigkeiten und Randbedingungen) beschränkt. Ein Schöpfer ist kein solcher Faktor. Falsch ist aber, wenn man daraus schließen wollte, dass alle Erklärungen naturwissenschaftlich sein müssten und also ein Schöpfer auszuschließen wäre. Allein unser Alltagsdenken kennt zwei ganz unterschiedliche Faktoren, durch die wir Dinge erklären: Erstens natürliche Faktoren. Und zweitens geistige oder personale Faktoren, d.h. Personen und ihre Handlungen.
Durch diesen Fehlschluss resultiert für Ursprungfragen eine inakzeptable Vorentscheidung in der Sache: Von vornherein wird ein planvolles und zielorientiertes Handeln eines Schöpfers ausgeschlossen. Damit wird insbesondere ein Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens aufgegeben, nämlich die (unvoreingenommene) Suche nach der zutreffenden Antwort.
Reinhard Junker
In meiner Jugend habe ich mich intensiv mit der Frage „Schöpfung oder Evolution“ beschäftigt. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mein Wissen so weit ausgebaut hatte, dass ich mich ohne intensiven Einsatz an Zeit und Ressourcen nur im Kreis gedreht hätte.
Ich selbst bin heute an dem Punkt, an dem ich sagen kann: Mein Glaube an einen Gott ist groß genug, dass ich ihm zutraue, die Welt tatsächlich in sieben Tagen erschaffen zu können. Ohne dass ich dabei alle offenen Fragen und Probleme einer Schöpfungs-Theorie beantworten könnte.
Auf der anderen Seite reicht meine Einsicht in die Evolutionstheorie, um zu wissen, dass auch die gängigen Ansätze – bei allem, was sie erklären können – dennoch enorm viele offene Fragen haben und keine einzelne Theorie mich zufriedenstellend überzeugt.
Markus Till veröffentlicht auf seinem Blog „AiGG“ einen Gastartikel von Reinhard Junker, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter bei „Wort und Wissen„. Dort kritisiert Junker zurecht, dass die Evolutionswissenschaft sich selbst ins Knie schießt, weil sie im strengsten Sinne nicht wirklich „wissenschaftlich“ vorgeht.
Wissenschaft unterscheidet sich von Dogmatik und Ideologie dahingehend, dass es der Anspruch von Wissenschaft ist, ohne Vorfestlegungen dorthin zu gehen, wo die Fakten und Beweise einen hinführen. Junker kritisiert, dass das im Fall der Evolutionswissenschaft nicht der Fall ist. Denn dort wird axiomatisch – also als vorher festgelegte Grundannahme – ausgeschlossen, dass man das Konzept eines „Schöpfers“ oder „Designers“ als Erklärung für beobachtete Fakten heranzieht.
Natürlich muss auch die Wissenschaft nicht allen „verrückten“ Ideen nachlaufen, nur weil jemand das gerne möchte. Wenn jemand behauptet, der Weihnachtsmann ist verantwortlich dafür, dass an Weihnachten Geschenke unterm Weihnachtsbaum liegen, dann ist es berechtigt, diese Annahme erst einmal nicht ernst zu nehmen. Solange man alternative Erklärungsmöglichkeiten hat, die man gut begründen kann.
Was wäre aber hypothetisch, wenn unter einem Weihnachtsbaum Geschenke liegen und es gibt keine Erklärungsmöglichkeit dafür, wie sie dahin gekommen sind? Wäre es dann nicht fahrlässig, zumindest die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass es einen Weihnachtsmann gibt?
Disclaimer: Ich glaube nicht an den Weihnachtsmann und das ist nur ein ganz schwacher Versuch, Junkers Argument herunterzubrechen. Der Punkt, um den es geht, ist: Wenn alle Erklärungsversuche versagen, dann sollte man als Wissenschaftler die Offenheit besitzen, sich von den Fakten auch zu den Ergebnissen führen zu lassen, die man bisher für absurd oder unmöglich gehalten hat.