Larry Sanger und ein Glaube, der durch den Kopf geht

Dank Ron Kubsch bin ich auf die spannende Geschichte von Larry Sanger gestoßen und wie er von einem Skeptiker zu einem Jesus-Nachfolger wurde. Larry Sanger ist einer der Mitbegründer der Wikipedia.

Beim Lesen ist mir folgende Passage aufgefallen:

I was 17 and four or five years had passed since my confirmation. In the intervening time, I had only rarely thought about God. But I started again, now in a philosophical mode, and it came as something of a discovery that I did not seem to believe in God anymore. At some point in my late teens, I remember calling up a pastor—I forget which—to ask skeptical questions. It felt bold for a teenager to do, but I was not merely being rebellious. I really needed help thinking these things through. But the pastor had no clear or strong answers. He seemed to be brushing me off and even to treat me with contempt. It seemed to me he did not care, and if anything, I had the impression that he felt threatened by me. This was a surprise. The damage was quickly done: being met with hostile unconcern by a person I expected to be, well, pastoral confirmed me in my disbelief.

Diese Passage deckt sich sehr stark mit vielen Aussagen aus dem Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ von Tobias Faix et al. In diesem Buch berichten Menschen darüber wieso sie irgendwann ihren Glauben verloren haben. Und eine wiederkehrende Antwort war entweder „Man wollte meine Fragen nicht hören“ oder „Man konnte mir keine Antworten geben“.

Damals war ich noch frisch im Dienst. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich mir als ein Motto für meinen Dienst gegeben: „Jede Frage ist Ok. Und speise niemanden mit billigen Antworten ab.“

Für viele ist der Glaube keine Frage von Ratio und Verstand. Für viele ist es wichtiger, dass sie den Glauben fühlen und erleben. Aber es gibt eben auch viele Menschen, die sehr wohl mit Kopf und Verstand „glauben“ müssen und wollen. Ich bin einer davon.

Natürlich kann man nicht erwarten, dass jedes Gemeindemitglied Antworten auf philosophische und wissenschaftliche Anfragen an den Glauben hat. Aber ich glaube nicht, dass es zuviel verlangt ist, dass jemand, der Pastor sein will, intellektuell eine gewisse Grundbildung mitbringt und sich informiert und einliest.

Ich bin der Meinung, dass ein Pastor sich zumindest mit den häufigsten Anfragen an den Glauben auseinandergesetzt haben sollte und darauf Antworten geben kann. Dass man bei so einer Frage zumindest sagt: „Weißt du was, das ist eine sehr gute Frage, auf die ich jetzt keine Antwort habe. Aber ich werde mich hinsetzen und darüber nachforschen und dann melde ich mich.“

Und wenn man selbst keine Antworten hat, dann sollte man zumindest wissen, wohin man jemanden verweisen kann.


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